85. Jahrestag von Guernica

Gestern jährte sich der Angriff der deutschen Legion Condor auf die baskische Stadt Guernica während des Spanischen Bürgerkriegs im Jahre 1937 zum 85. Mal. Im Spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939 standen sich zwei Seiten gegenüber.

Auf der republikanischen Seite standen Sozialisten, Sozialdemokraten, Linksliberale, Kommunisten und Anarchisten, die für die Erhaltung der spanischen Republik kämpften.

Ihre nationalistischen Gegner waren von Franco angeführte Militärputschisten, Faschisten, Rechtskonservative, Rechtsliberale, Rechtsmonarchisten und Rechtsklerikale, die die Republik beseitigen wollten und den Krieg mit Attacken begonnen haben.

Die republikanische Seite wurde durch die Sowjetunion, Frankreich und internationale Brigaden unterstützt. Die nationalistische Seite erhielt Unterstützung durch das deutsche NS-Regime, das faschistische Italien sowie das rechtsautoritäre Portugal.

Es gab hohe Verluste im Bürgerkrieg: 500.000 Kombattanten und Zivilisten starben. Beim Luftangriff der durch das NS-Regime unterstützten Legion Condor auf das republikanisch kontrollierte Guernica ließen 1.500 Menschen ihr Leben, darunter viele Zivilisten.

Dies zeigt, welche Grausamkeit mit Krieg einhergeht. Leben werden ausgelöscht, Unschuldige sterben, Beziehungen brechen unwiderruflich entzwei. Diese Grausamkeit gilt es anzuprangern.

Dass Kombattanten auf Seiten der Republik gekämpft haben, lag aber nicht an Kriegsbegeisterung. Es war einerseits der Versuch, der attackierenden Gewalt der Nationalisten durch Gegengewalt Einhalt zu gebieten. Andererseits war es der Versuch, den legitimen und gerechten Anspruch der republikanischen Seite auf Selbstbehauptung praktisch zu unterstützen.

Manche sind dazu bereit und in der Lage, andere nicht. Soll man riskieren, sein eigenes Leben zu lassen und damit seine liebsten Beziehungen zu verlieren, damit Gewalt durch Gegengewalt eingedämmt und legitime Selbstbehauptung ermöglicht wird? Oder soll man dieses Risiko vermeiden?

Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten hätte, aber ich weiß, dass ich den Gedanken, mit Gegengewalt Gewalt einzudämmen und für Selbstbehauptung zu kämpfen, verständlicher finde als den Ansatz der Kapitulation – sofern die Gegengewalt nicht aussichtslos ist.

Gegengewalt zur Gewalteindämmung und Selbstbehauptung einerseits sowie Kapitulation andererseits können also beide vom selben Gedanken inspiriert sein, kriegerische Gewalt schlimm zu finden und beenden zu wollen. Der Unterschied liegt im Weg.

Die Zeitgenossen eines Krieges kommen nicht daran vorbei, sich zu solchen Kriegen zu verhalten. Picasso, dessen Bild zu Guernica weltberühmt werden sollte, schrieb im Dezember 1937:

„Es ist mein Wunsch, Sie daran zu erinnern, dass ich stets davon überzeugt war und noch immer davon überzeugt bin, dass ein Künstler, der mit geistigen Werten lebt und umgeht, angesichts eines Konflikts, in dem die höchsten Werte der Humanität und Zivilisation auf dem Spiel stehen, sich nicht gleichgültig verhalten kann.“

Nachfolgend sieht man die von mir sinngemäß übersetzten Lyrics des schönen und traurigen Liedes „When The Roses Bloom Again“ der US-Band Wilco und des britischen Sängers Billy Bragg aus dem Jahre 2012. Es geht thematisch um die Möglichkeit von Tod und Trennung durch Krieg sowie um die kontrastierende Sehnsucht, sich womöglich postmortal im Jenseits wiedersehen zu können.

Der Text zu „When The Roses Bloom Again“ wurde von Will D. Cobb im Jahre 1901 verfasst und in den 40ern/50ern/60ern von Woody Guthrie besungen. Das hier vorgestellte Lied wurde vom Wilco-Bandleader Jeff Tweedy musikalisch neu komponiert.


Sie wandelten durch die Dämmerung,
Wo die Rosen in voller Blüte standen,
Ein Soldat und seine Liebe, tapfer und treu,
Und ihre Herzen waren von Trauer erfüllt,
Denn sie dachten an morgen,
Als sie eine Rose an seinen blauen Mantel pinnte.

Bitte mich nicht, meine Liebe, noch länger zu bleiben,
Denn du weißt nicht, was du sagen sollst,
Wenn die Pflicht erneut den Namen deines Geliebten ruft.
Und dein Herz braucht nicht zu seufzen,
Wenn ich unter den Sterbenden bin:
Ich werde bei dir sein, wenn die Rosen wieder blühen.

Wenn die Rosen wieder blühen am Fluss
Und die Spottdrossel ihren süßen Refrain gesungen hat
Aus den Tagen der längst vergangenen Zeit,
Werde ich bei dir sein, meine Liebe.
Ich werde bei dir sein, wenn die Rosen wieder blühen.

Mit dem Rasseln der Schlacht
Kam ein Flüstern leise und tief,
Ein Soldat, der im Kampf gefallen war:
Ich sterbe, ich sterbe,
Und ich weiß, ich muss gehen,
Aber ich will dir sagen, bevor ich sterbe:

Es gibt einen weit entfernten Fluss,
Wo die Rosen in voller Blüte stehen, und
Eine Liebe, die dort auf mich wartet.
Und ich bete, dass du mich genau dahin bringst,
Ich bin treu gewesen, verlass mich nicht,
Ich werde bei ihr sein, wenn die Rosen wieder blühen.


Das Beitragsbild ist eine Reproduktion von Picassos „Guernica“ als Wandbild im Foyer des Rathauses Pforzheim, siehe hier.

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