Wenn ein Kind, das zählt, gefragt wird, was es tut, hat es nach Sartre ein Bewusstsein davon, dass es zählt, ohne erklären zu können, wie es das gemacht hat. Zum Ursprung des menschlichen Lebens gehört nach Sartre also ein nicht reflexives Bewusstsein, mithin ein präreflexives Cogito (vgl. S. 19). Solche Fragen nach dem Ursprung wurden öfters in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts gestellt, als Sartre sein Werk “Das Sein und das Nichts” geschrieben hat, nämlich 1942/43.
Zwei Jahrzehnte später wurden noch immer Fragen nach dem Ursprung gestellt, aber auf andere Art. Gefragt wurde nun nach Geburt, Abstammung, Wurzeln, Heimat. Heimatlichen Wurzeln wird z.B. im Lied “Going Back To My Roots” zugeschrieben, Quelle von Geist und Seele zu sein, und das lyrische Ich des Lieds macht sich hiernach auf die Suche. Der Song entstand nicht zufällig in den 60er/70er Jahren, als sich Schwarze in den USA nicht nur zurecht gegen Benachteiligungen wehrten, die auf weißen gesellschaftlichen Zuschreibungen fußten, sondern diesen eine eigene schwarze Identitätszuschreibung entgegensetzten.
Das ist nachvollziehbar, wenn es um historische Gemeinsamkeiten im Leben, Erleben und Kämpfen für bessere Verhältnisse geht, birgt aber Probleme, wenn Lebensverhältnisse sozialer Gruppen, die eigentlich Produkt gesellschaftlich-kultureller Prozesse sind, als Produkt biologisch-natürlicher Prozesse gedeutet werden.
“Going Back To My Roots” wurde 1977 von Lamont Dozier komponiert und interpretiert und erfuhr den größten Erfolg 1981 in der schönen Diskoversion der NYC-Diskoband Odyssey. Doch vorgestellt wird hier die tolle 1980er-Version von Richie Havens, der ein Folk- und Soulsänger war, sich aber hier untypisch für seinen Stil ebenfalls an einem Diskobeat versucht, der einem Piano-House-Stil vom Ende der 80er Jahre ähnelt.
Richie Havens’ Version unterlegt einerseits den Diskobeat mit einem wunderbar tragenden Gesang von “ahaha” im Background. Andererseits wird zwar das problematische Wurzel-Narrativ affirmiert, aber auch teils dekonstruiert, indem es in den Lyrics heißt: “It’s not black, it’s not white / It’s not red, it’s not yellow”.