Die Kapazitätsfrage beim ÖPNV-Ausbau

Zwischen Dellbrück im Kölner Osten und Bergisch Gladbach als Endstation östlich von Köln gibt es nur ein Gleis für beide Richtungen der S11.

Wenn daher die S11, die von Köln-Mitte nach Bergisch Gladbach fährt, Verspätung hat und anschließend verspätet ihre Reise von Bergisch Gladbach zurück nach Köln-Mitte antritt, muss die nächste S11, die von Köln-Mitte nach Bergisch Gladbach fährt, wegen des fehlenden zweiten Gleises in Köln-Dellbrück warten.

Die Lösung? „Zweigleisiger Ausbau der Strecke zwischen Köln-Dellbrück und Bergisch Gladbach“, siehe https://sbahnkoeln.de/de/einzelprojekte/s-11.

Aber man freue sich nicht zu früh: „Wann gebaut wird, hängt vom Verlauf der weiteren Planungen und dem Planfeststellungsverfahren ab.“ Und: „Auch zur Inbetriebnahme kann gegenwärtig noch keine genaue Aussage getroffen werden. Sie hängt vom Verlauf der Planungen, dem Planfeststellungsverfahren und den anschließenden Baumaßnahmen ab.“

Wenn daher mit einem 9-Euro-Ticket mehr Leute statt des Autos den ÖPNV nutzten, hieße das, dass auch öfters Leute in der S-Bahn warten müssten.

Das spricht nicht gegen deutliche Vergünstigungen des ÖPNV, sondern dafür, die Kapazitätsfrage in den Vordergrund zu rücken: Der ÖPNV-Ausbau braucht mehr Personal, mehr Sachmittel und eine höhere Geschwindigkeit bei Planung und vor allem Umsetzung.

Unzureichende Kapazitäten liegen nicht an gebundenen Finanzen fürs Militär (wozu man verschieden stehen kann). Denn es gibt keine prinzipielle Knappheit an finanziellen Mitteln. Was es gibt, sind eine unsinnige Staatschuldenbremse, eine unnötige Reserviertheit gegenüber der Monetarisierung von Staatsschulden und eine dysfunktionale Verzichtshaltung bei der Besteuerung hoher Vermögen und hoher Einkommen.

Was es mittlerweile auch gibt, sind realwirtschaftliche Knappheiten bei Personal und Sachmitteln im Bau, die für die Errichtung anderer, zumeist privater Maßnahmen anstelle des ÖPNV-Ausbaus gebunden sind.

Hier zeigen sich die Versäumnisse der Politik doppelt: Erstens wurde der reale ÖPNV-Ausbau in der Vergangenheit vernachlässigt. Zweitens wurden ohne Not finanzielle Fesseln bei den öffentlichen Finanzen angelegt, die hemmend wirken.

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