Story auf Elba: Von der Isetta auf die Vespa

Hier ist eine Geschichte aus der Reihe „Alternative facts: truth is what you make it“.

Es war 11 Uhr, Elba wartete darauf, endlich von mir erobert zu werden, doch neben einem Alten kauernd, fühlte ich mich schlapp und trist. Und: Welches Auto sollte ich mir leihen? Zwei in einer Kaffeetasse versteckte Schnäpse am Vormittag verscheuchten meine Trübsal und erleichterten mir meine Entscheidung: Es sollte eine BMW Isetta sein, Baujahr 1957.

Gesagt, getan: Ich fuhr los – und was für ein Gefühl! Es kam mir vor, als sei die Isetta mein bester Freund auf Rädern, der mich nie wieder in die Tiefen der Trübsal abgleiten lassen werde. Kurve um Kurve und Serpentine um Serpentine schwebte ich mit der Isetta durch Elba, so als wäre es ein Flug, bei dem die Welt an mir vorbeirauschen würde.

Doch ich vergaß die alte Grundregel: Nicht der Fahrer hat die Hosen an, sondern das Gefährt. Die Bremsen versagten, der Schnaps war auch nicht gerade hilfreich, und es machte rumms. Jäh erwachte ich aus meiner Glücksreise. Auto: kaputt. Beine: lädiert. Ein herbei gerufener elbischer Doktor verarztete mich notdürftig und gab mir Krücken.

Und so stand ich inmitten auf Elba bei 35 Grad Celsius: ohne Auto, dafür mit Krücken. Aber wie sagt es Macheath in der Dreigroschenoper? „Wenn die Not am höchsten, ist die Rettung am nächsten.“ Mit schwarzem Rock, weißem Oberteil und feinem Tuch ums Haar kam mir Ippolita auf einer Vespa GL 1957 wie aus dem Nichts entgegen.

„Steig auf!“, sagte sie zu mir. Ich konnte mein Glück kaum fassen, erlangte neue Kraft, schmiss die Krücken weg und bat sie inständig, sie möge hinterm Steuer sitzen, nicht ich. Ich wolle hinter ihr sitzen und ihr, meinem schönen Engel in der Not, mein Schicksal überlassen. Und so fuhren wir los, quer durch Elba, viele Meilen, viele Stunden. Ich saß hinter ihr, hielt mich an ihrer Taille fest und genoss ihren Geruch. Nur einmal mussten wir tanken, ansonsten ließen wir uns ununterbrochen durch Napoleons Zwischeninsel treiben.

Schließlich steuerte Ippolita ein Café auf Elba an. Wir versuchten uns in einem seiner Räume an einem Glücksrad, das beim Drehen psychedelische Gefühle hervorrief. Doch es kam noch besser. „Lass uns tanzen!“, sagte sie und nannte mich zu meinem Erstaunen Dave. Sie nahm mich bei der Hand, und im Rausch der Nacht gaben wir uns dem Zauber des Tanzes hin. Was ihm die Krone aufsetzte, war die musikalische Begleitung durch Ippolitas Freunde Martin, Andrew und Alan: Bewegung und Musik gaben sich ein traumhaft schönes Stelldichein und trugen uns durch die Nacht. Und wenn die Phantasie nicht zu Ende geht, dann tanzen wir noch heute.

PS: Video 1 und 2 meiner fantastischen Erlebnisse folgen.



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