Wer möchte es bestreiten? Mit “Les Misérables” = “Die Elenden” und “Notre Dame de Paris” = “Der Glöckner von Notre-Dame” hat er seinen Beitrag zur Weltliteratur geleistet: Victor Hugo. 1838 begab er sich auf eine Reise ins Rheinland, und im August des Jahres durchstöberte er Köln. Seine anfänglichen Worte hierzu in seinem Werk “Le Rhin” = “Der Rhein”:
Mieux vaut habiter Deuz et voir Cologne qu’habiter Cologne et voir Deuz.”
Es ist besser, in Deutz zu wohnen und das (linksrheinische) Köln zu betrachten, als im (linksrheinischen) Köln zu wohnen und Deutz zu betrachten.
Sehen wir großzügig über Hugos These hinweg, dass das linksrheinische Köln wenig zum Wohnen und das rechtsrheinische wenig zum Angucken tauge. Würdigen wir vielmehr Hugos Hellsicht: Das linksrheinische Köln lässt sich tatsächlich von Deutz aus gut betrachten.
Also begaben sich Andreas N., Martin H., Alban W., Richard G. und meine Wenigkeit heute an die rechtsrheinische Köln-Deutzer Rheintreppe, um als Freude des Hochgenusses bei Kölsch und Peperoni-Chips Ausblick und Diskurs zu genießen.
Die Themen: LINKE – quo vadis? Wieso sind politisch wenig vereinbare Gruppen temporär koalitionsfähig? Sind Grenzen des Sagbaren sinnvoll oder nicht, wo könnten sie liegen? Ist eine Nichtabiturientenquote nützlich? Ist Brad Pitt ein eitler Droddel oder ein tauglicher Schauspieler?
Die Antworten waren wie üblich: mal messerscharf, mal ungefähr. Die Postmoderne macht eben vor niemandem Halt. Aber schön war’s in jedem Fall – im Trubel von Köln, wie es schon Victor Hugo einst treffend beschrieben hat:
Si l’on examine le détail de la ville, tout vit et palpite; le pont est chargé de passants et de voitures, le fleuve est couvert de voiles, la grève est bordée de mâts. Toutes les rues fourmillent, toutes les croisées parlent, tous les toits chantent.
Schaut man sich die Stadt im Detail an, lebt und pulsiert alles; die Brücke ist voller Passanten und Autos, der Fluss ist bedeckt von Segeln, das Ufer gesäumt von Masten. Alle Straßen wimmeln, alle Fenster sprechen, alle Dächer singen.
Und wir …? … waren mittendrin!
PS: Beide Übersetzungen stammen von mir. In Wirklichkeit waren zu Zeiten Hugos die “voitures” natürlich keine Autos, sondern Kutschen und Gefährte.