Ist der Tod das Ende?

Mit Geburt beginnen wir zu existieren, ohne dass uns zuvor Sinn einverleibt wurde. Die zwei Sinnaufgaben liegen also nach der Geburt noch vor uns: mit Kopf, Herz und Hand gesellschaftlichen Sinn mitzustiften und durch die Gesellschaft gestifteten Sinn für uns zu erschließen.

Für beides brauchen wir keinen Gott. Wohl ließe sich einwenden, dass es einen Gott auch dann geben könnte, wenn wir ihn für Sinnstiftung und -erschließung nicht brauchen. Doch die Annahme, dass es einen Gott gäbe, teile ich als Atheist nicht.

Bedeutet das kein Leben nach dem Tod? Nicht zwingend. Was wir tun, hinterlässt in der Gesellschaft Spuren. Freilich sind individuelle Spuren im Verhältnis zur Anzahl aller Einflüsse gering, schwer identifizierbar und fallen auch dem Vergessen anheim, aber das ändert nichts daran, dass die Spuren da sind. Wir leben also nach dem Tode durch unser Wirken ein bisschen fort.

Wir sind außerdem Teil des materiellen Weltkreislaufs. Aus ihm werden wir als Individuen geschaffen, und in ihn gehen wir mit dem Ableben wieder ein. Auch wenn sie ungenau ist, trifft daher die liturgische Formel „Erde zu Erde, Asche zur Asche, Staub zum Staube“ einen wahren Kern.

Gibt es über unsere gesellschaftliche Wirkung und unseren Anteil am materiellen Kreislauf hinaus noch eine weitere Sphäre, in der wir nach dem Tode fortleben? Eine Seele vielleicht. Ich weiß es nicht, niemand weiß es.

Bob Dylan textete einst:

Oh, the tree of life is growing

Where the spirit never dies

And the bright light of salvation shines

In dark and empty skies.

also:

Oh, der Baum des Lebens wächst,

Wo der Geist niemals stirbt

Und das helle Licht der Erlösung leuchtet

In dunklen und leeren Himmeln.

Seine Schlussfolgerung: „Death is not the end“, also: „Der Tod ist nicht das Ende“. Diese Hoffnung kann man hegen. Passend dazu gibt’s hier Dylans Lied in einer schönen Version von Nick Cave und Freunden.

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