Zur Zukunft der DFL

Der Fußball war für mich immer eine Sphäre, die dem ökonomischen Prinzip nicht ganz, aber teils entgegenstand.

1) Man trifft keine Wahlentscheidung für einen Verein, die nur von Nutzenkalkülen geprägt ist, sondern hängt ihm an, weil Herkunft, Region, Tradition, Familie und Freunde die Leidenschaft für ihn nachgerade aufprägen. Daher bleibt man auch beim Verein, wenn es nicht so gut läuft.

2) Selbstredend spielt Erfolg eine Rolle: Man will, dass sein Verein gewinnt, Erfolg hat und Titel erzielt. Doch ausbleibender Erfolg führt zu Enttäuschung, nicht aber zur Abkehr vom Verein.

3) Man akzeptiert zwar, dass sportlicher Erfolg die Basis für mehr Erfolg sein kann. Daher akzeptiert man – auch wenn es ärgert, wenn der eigene Verein nicht begünstigt wird –, dass Erfolg zu Gewinnen führt, die im Rahmen der Selbstfinanzierung die Wahrscheinlichkeit künftiger Erfolge und Gewinne erhöhen. Doch man akzeptiert nicht schrankenlose Selbstfinanzierung, sondern drängt auf Umverteilungen zwischen Vereinen.

4) Vor allem aber akzeptiert man nicht, dass Investoren im Rahmen der Beteiligungsfinanzierung Mittel von außen in Vereine pumpen und somit das sportliche Erfolgsmodell aushebeln oder gar gänzlich außer Kraft setzen.

5) Die wichtigste Arena der sportlichen Auseinandersetzung ist die nationalstaatliche Liga. Die Bundesliga ist also die Torte – und die europäische Ebene nur die Kirsche auf ihr.

6) Auch diese Sicht beinhaltet zwar ökonomische, aber eben auch nicht-ökonomische Komponenten. Die Erkenntnis, dass Herkunft, Region, Tradition und Familie auch ungute Implikationen mit sich bringen können, ist richtig und wichtig, ändert aber nichts daran, dass sie für den Fußball bedeutende Gegenprinzipien zur Gewinnmaximierung sind, zumal wenn letztere auf Beteiligungsfinanzierung und schrankenloser Selbstfinanzierung fußt.

Leider hat sich die Beteiligungsfinanzierung in den letzten Jahren mehr und mehr Raum verschafft. Hiervon zeugen Konstrukte wie Bayer 04 Leverkusen, VfL Wolfsburg, RB Leipzig oder TSG Hoffenheim, die Konzernen oder Mäzenen gehören. Problematisch sind auch Vereine wie der BVB oder die SGE, die zwar mehrheitlich den Mitgliedern gehören, aber sich auch über die Börse (BVB) oder über Investoren (SGE) finanzieren. Schlecht ist es auch, wenn sich die Selbstfinanzierungsvorteile eines Vereins wie Bayern München unbeschränkt entfalten.

Daher ist es richtig, dass Christian Keller, Geschäftsführer des 1. FC Köln und neugewähltes Mitglied des DFL-Präsidiums, im FAZ-Interview die Frage aufwirft, was die Bundesliga eigentlich sein möchte. Diese Debatte ist überfällig, und ich hoffe, dass die unsportlichen Privilegien von Bayer 04, VfL, RB und TSG gestutzt, die Möglichkeiten der Beteiligungsfinanzierung begrenzt und die Selbstfinanzierungsvorteile beschränkt werden.

PS: Bei Bedarf stelle ich den Artikel hinter der Paywall zur Verfügung. Auf drei Punkte vom FC bei Union Berlin! ❤️🤍🐐

PPS: Hier ist die Bildquelle.

 

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